Der Purpose als Must have für die Mitarbeiterbindung

Der Earth Overshoot Day fiel in diesem Jahr auf den 22.08.2020. Das bedeutet, dass wir an dem Tag alle Ressourcen für das Jahr 2020 aufgebraucht haben und nun auf unser „Sparbuch“ zurückgreifen greifen müssen. Hier mal ein paar Zahlen: Bei einem unveränderten Lebensstil bräuchten wir jedes Jahr die Ressourcen von 1,6 Erden. Wenn alle Menschen so leben und wirtschaften würden wie Luxemburg, bräuchten wir sogar sieben Erden. Indien hingegen kommt derzeit mit einer Erde aus.

Bei diesen und vielen weiteren alarmierenden Zahlen wundert es nicht, dass Bewerber und Mitarbeiter in Unternehmen immer mehr die gängigen Buzzwords à la „Unsere Nachhaltigkeitsstrategie“ oder „Unser gesellschaftlicher Beitrag“ hinterfragen und konkrete Maßnahmen wissen wollen, mit denen sich der (mögliche) Arbeitgeber tatsächlich für unseren Planeten einsetzt bzw. inwiefern jeder Mitarbeiter in diesem Unternehmen die Chance bekommt, auch selbst einen wertvollen Beitrag zu leisten.

WIRtschaft statt Wirtschaft

In einer aktuellen Konsumentenumfrage der Columbia Business School sagten 87 % der Befragten, dass Unternehmen nicht nur Gewinne erwirtschaften, sondern auch einen Wert für die Gesellschaft stiften sollten. Während der Purpose-Begriff spätestens seit Simon Sinek‘s „Why-How-What“-Modell sehr gehypt wird, ist die Entdeckung eines tieferen Sinns, der die Leidenschaft in die Arbeit einbringen soll, aber lediglich ein rein kundenzentriertes Why bedient, einfach nicht mehr zeitgemäß. Soll heißen: Sehr emotionale, aber eben nur innere Motive aufgreifende Commercials wie beispielsweise der der Koffermarke Delsey sind toll gemacht und liefern sicher einen tieferen Sinn. Ohne einen gesellschaftlichen Beitrag im obigen Sinne greifen solche Beiträge jedoch zu kurz.

Nicht nur Gewinnmaximierung und die Sehnsucht des Menschen nach einem tieferen Sinn in der Arbeit sollten also die alleinigen Treiber unserer Wirtschaft sein, sondern vor allem auch eine gemeinnützige Idee – Parole: WIRtschaft statt Wirtschaft. Das ist natürlich sehr ambitioniert, denn in der in diesem Monat erscheinenden Kienbaum Purpose Studie gaben immer noch 39 % der TeilnehmerInnen an, dass ihre Organisation vorrangig die ökonomische Wertschaffung in ihren Geschäftsaktivitäten priorisiert und lediglich 15 % die soziale bzw. 6 % die ökologische. Ein Widerspruch zu WIRtschaft statt Wirtschaft? Wir denken positiv: Es sind 39 weitere Gründe für die höchste Eisenbahn, eine rein wachstumsgetriebene Wirtschaft zu überdenken. Denn nur mal rein ökologisch gesehen: Unsere Natur ist nicht verhandelbar.

Purpose als Stöpsel für den Personalabfluss

Unternehmen stehen demnach heute mehr denn je in der Pflicht, eine klare Position in sozialen und politischen Fragen einzunehmen und einen Zweck zu erfüllen, der über die Generierung von Renditen hinausgeht. Das sollte auch alle Employer Branding Beauftragten für das Purpose Thema sensibilisieren. Denn der erste Schritt, dem Fachkräftemangel zu begegnen, sollte natürlich immer erst darin liegen, den Personalabfluss zu stoppen. Schließlich wird eine Wanne erst voll, wenn man einen Stopfen auf den Abfluss steckt. Ein Purpose mit einem wirklich relevanten, sprich gemeinnützigen Beitrag kann hier neben einer Arbeitgebermarkenbildung einen wertvollen Beitrag leisten. Die Kienbaum Purpose Studie bestätigt dies: Ein Unternehmenspurpose wendet die Mitarbeiterzufriedenheit in ¾ der befragten Unternehmen zum Positiven.

Für Unternehmen ergeben sich daher Fragen wie: Was ist unser gesellschaftlicher Beitrag? Was könnten wir vielleicht sogar zu einer gemeinnützigen Wirtschaft beisteuern? Und schließlich: Was macht eine Arbeit in meinem Unternehmen für meine Mitarbeiter vor diesem Hintergrund eigentlich sinn- und damit wertvoll?

Und wie immer die Antworten auf diese Fragen ausfallen werden, am Ende geht es vor allem darum: Mit wirkungsvollen Prozessen und Maßnahmen all die Gedanken und Ideen auch praktisch umzusetzen. Denn schon Aristoteles wusste es: Der Charakter eines Menschen zeigt sich in seinem Handeln, nicht in seinem Reden.

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